Sonntag, 18. Oktober 2015

Bis ans Ende der Geschichte - Jodi Picoult


Autor: Jodi Picoult

Verlag: C. Bertelsmann Verlag

Seitenzahl: 561

ISBN: 978-3-570-10217-6

Erscheinungsdatum: 31. August 2015

Ebenfalls als eBook erhältlich!

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"Ich weiß nicht, warum es der Tod einem so schwermacht. Vermutlich ist es die einseitige Kommunikation, die Tatsache, dass wir unsere Lieben nie mehr fragen können, ob sie gelitten haben, ob sie dort, wo sie jetzt sind, glücklich sind ... sofern sie irgendwo sind. Es ist das Fragezeichen, das der Tod aufwirft und dem wir uns nicht stellen können, nicht der Punkt." (Zitat S. 162/163)


Cover:


Auf dem Cover sieht man die Rückseite einer Frau, die vor sich einige handschriftliche Seiten hat. Mir gefällt es sehr und es ist mal etwas völlig anderes, da man das Gesicht der jungen Frau nur erahnen kann. Sie wirkt sehr zerbrechlich und ich denke, dass sie wunderschön sein muss.

Erster Satz:


Mein Vater wurde nicht müde, mir die Wünsche für seine eigene Beerdigungszeremonie zu schildern.


Inhalt:


Die fünfundzwanzigjährige Sage Singer arbeitet als Bäckerin bei einer Pilgerstätte. Das Backen begleitet sie seit ihrer Kindheit und sie verbindet viele schöne Erinnerungen an die Familie damit. Seit einem schlimmen Autounfall fühlt sie sich entstellt wegen der Narben im Gesicht, die sie ständig versucht zu verstecken. Es sind jedoch nicht nur die äußerlichen Narben, mit denen sie zu kämpfen hat, sondern auch schwere Schuldgefühle lasten seitdem auf ihr, denn damals wurde ihre Mutter schwer verletzt und starb wenig später. In einer Trauergruppe lernt sie schließlich den neunzigjährigen Josef kennen, der eigentlich nur einen Wunsch hat, endlich auch zu sterben. Er bittet Sage um Hilfe, die daraufhin in riesige Gewissenskonflikte gerät und beginnt, sich mit der Geschichte ihrer Familie auseinanderzusetzen.


Meine Meinung zum Buch:


"Bis ans Ende der Geschichte" war mein erster Roman der Autorin und obwohl ich bereits soviel Gutes über ihre Bücher gehört hatte, war ich doch etwas sprachlos am Ende. Ich bin es nach nunmehr einer Woche eigentlich immer noch und so ganz losgelassen hat mich die Familie Singer noch nicht.

Sage Singer stammt aus einer jüdischen Familie, fühlte sich dieser Religion jedoch nie zugehörig. Ihre Eltern verstarben sehr früh und seit dem Autounfall, bei dem ihre Mutter wenig später verstarb, hat sie auch keinen Kontakt mehr zu den beiden Schwestern. Lediglich zu ihrer Großmutter hat sie noch eine enge familiäre Bindung. Diese sprach jedoch nie über ihre Vergangenheit und den Holocaust. Als Sage nun in der Trauergruppe Josef kennenlernt und dieser sie um einen ungewöhnlichen Gefallen bittet, muss Sage sich gleichzeitig auch mit der Geschichte ihrer jüdischen Familie beschäftigen, der Geschichte ihrer Großmutter Minka.

Im zweiten Teil des Buches erzählt Minka über ihre Zeit während des Holocaust und wie sie den Krieg erlebte. Der Leser erfährt dabei viel über ihre glückliche Kindheit in Lodz, über ihren Vater, der als Bäcker arbeitete und wie abrupt diese unbeschwerte Zeit schließlich endete. Sie liebte es zu schreiben und begann währenddessen sich eine eigene Geschichte auszudenken. Außerdem konnte sie fließend deutsch sprechen und wahrscheinlich rettete ihr das einige Male das Leben.

Der Schreibstil hat in mir so viele Gefühle ausgelöst, dass ich für all dies gar nicht das perfekte Wort finde. Es hat mich berührt, wie Sage gegen ihre Schuldgefühle ankämpft und zugleich ist sie ein so liebenswürdiger einfühlsamer Mensch, dass man sie einfach in den Arm nehmen möchte. Als ich dann jedoch im zweiten Teil die Geschichte von Minka las, war ich einerseits schockiert, obwohl mir all die Gräueltaten der damaligen Zeit bekannt waren, aber dies nun so hautnah anhand dieser liebenswerten Familie zu erfahren, ist mehr als heftig. So konnte ich diesen Teil auch immer nur stückchenweise lesen, da mir das einfach zu nahe ging. Auch über Josef und seinen Bruder erfährt man nach und nach immer mehr. Einerseits entwickelte ich da zum Teil Verständnis für den schwächeren der beiden Brüder, dann wiederum fragte ich mich, warum er sich so manipulieren ließ.

"In jedem von uns steckt ein Ungeheuer, in jedem von uns steckt ein Heiliger. Die wahre Frage ist die, welchen von beiden wir befördern und welcher den anderen vernichten wird." (Zitat S. 138)


Wie ein roter Faden zieht sich die Geschichte, die Sages Großmutter einst schrieb, durch das gesamte Buch, und auch wenn ich sie stellenweise zu brutal empfand, fand ich ihre Entstehungsgeschichte sehr beeindruckend.

Was mir weniger gefiel, war das Ende, welches einfach etwas unbefriedigend war für mich. Ich hatte mir da einen anderen Schluss gewünscht. Allerdings änderte dies letztenendes nichts an meiner Gesamtmeinung zum Buch und das perfekte Ende ist schließlich auch nicht immer das Beste.

Mein Fazit:


Mich wird dieser Roman nicht so schnell loslassen und ich möchte unbedingt weitere Bücher von Jodi Picoult lesen. Es ist eine Geschichte, die zum Nachdenken anregt und meiner Meinung nach großartig geschrieben ist. Für mich definitiv ein Jahres-Highlight!




2 Kommentare:

  1. Eine wirklich sehr schöne Rezension Diana !!!
    Ich danke dir dafür.
    Liebst,
    Hibi

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    1. Oh, Dankeschön <3 Die ist mir auch sehr schwer gefallen, da ich einerseits nicht hundertprozentig zufrieden war und andererseits wiederum ist es eine so toll geschriebene Geschichte, die mich zutiefst berührt hat :) Eben ein Highlight für mich!

      Liebste Grüße
      Diana

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